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VOM SCHWARZ ZUR FARBE - UND RETOUR

Jan Samec & Jan Samec Jr.

Jan Samec Junior (Praha) widmet sich beruflich der angewandten Grafik, die er erst in den letzten Jahren mit der freien Malerei zu verbinden beginnt. Er behandelt größere Leinwandformate mit sparsamen Farbflächen und verbindet eine saubere Oberfläche mit einem gestischen Konzept. Die Farbgebung geschieht als ein intuitiver oder zufälliger Prozess, dem die rationale Reflexion erst in einer späteren Phase folgt.

Jan Samec Senior (Karlovy Vary) dagegen vertraut auf den Aufbau des Bildes. Seit einigen Jahren reizen den Künstler geometrische Eingriffe bzw. geometrische Abgrenzungen auf der Bildfläche in Form eines Quadrats.  Die farbigen Frottagen, in der Natur entstanden, werden im Atelier mit einer exakten Geometrie konfrontiert.  Der Maler versucht, die ursprüngliche organische Zufälligkeit und das Handschriftliche zu „bändigen“.

Der Titel der Ausstellung „Vom Schwarz zur Farbe - und retour“ bezieht sich auf die Entwicklung der beiden Künstler über mehrere Jahre hinweg. Während der Vater nach einer langen Periode, in der er mehr oder weniger schwarz-weiß bis hin zu grauen Monochromen gemalt hatte, zur Farbe zurückkehrte, hat der Sohn die Farbigkeit allmählich abgeschwächt. Heute dominieren in seinen Bildern Schwarz- und Grautöne.

Ausstellungsdauer: 
22. Januar 2024 bis 17. März 2024
Mo - Fr, 10 - 17 Uhr und nach Vereinbarung. 

Der Eintritt ist frei.
Zwei Kataloge sind beim Fachbereich Kultur der Stadt Hof erhältlich. 

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Hochfranken.

Eröffnungsrede des Kurators Martin Dostál

Es ist nicht so offensichtlich, dass es in der heutigen Hektik der Welt noch eine Malerdynastie gibt. Nennen wir es Barock. Und doch passiert es manchmal und wir sind hier und jetzt bei diesem kleinen Wunder dabei. Zu einem Kleinen? Diese Malerdynastie trägt den Namen Samec, wenn der Großvater, der Älteste, malte, und der Vater, also der Jüngere, und der Sohn, also der Jüngste, auch malen - und die beiden Letztgenannten eröffnen hier heute die Ausstellung. Aber, malt auch die Schwester des Vaters und damit die Tante des Sohnes, Varvara, jetzt mit Namen Divisova. Alles in allem ist es eine komplizierte Geschichte, ein bisschen wie ein Thema für einen Roman oder eine Fernsehserie, wenn wir tiefer in die Familiengeschichte eintauchen würden. Was auf seine Weise die bewegte Geschichte Europas im letzten Jahrhundert widerspiegelt. Geschichte, aber glücklicherweise nur Kunst, spiegelt sich auch im Werk aller Mitglieder der Dynastie wieder.

Aber konzentrieren wir uns auf die beiden hier vorgestellten. Trotzdem ist es mit ihnen nicht einfach. Jan Samec der Ältere wurde am 18. November 1955 in Karlsbad geboren und ist ein Art Legende der hiesigen Kunstszene. Er ist nicht nur Maler und Keramiker und die zentrale Achse des erwähnten künstlerischen Familienclans, sondern auch langjähriger Direktor der Karlsbader Kunstgalerie. Die Dualität von Künstler und Galerist ist nicht üblich, aber im Fall von Jan gelingt es ihm, beide Aktivitäten harmonisch zu verbinden und die Kurregion, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Verlassenheit der deutschen Bevölkerung auf eine fatale Probe gestellt wurde, künstlerisch zu pflegen. Mit dieser kulturellen Kultivierung in einem anderen Umfeld, schließlich hat Jan als Nachkomme der weißrussischen Emigration in die Erste Republik der Tschechoslowakei im wahrsten Sinne des Wortes genetische Erfahrungen gemacht. Aber ich fange wirklich erst an. Ich bleibe bei den Bildern.

Jan, Johannes, der Ältere glaubt an die malerische Konstruktion eines Bildes, wie sie von der Moderne gefördert und weiterentwickelt wurde. Abstrakte Kompositionen aus zart gestischen Farbstrichen beziehen sich sowohl auf die autonome Existenz bildlicher Beziehungen als auch auf eine subtile Reflexion der Landschaft bzw. ihrer Rückstände im künstlerischen Gedächtnis. Aber auch gemetrische Eingriffe in die Bildfläche in Form eines Quadrates locken den Maler an. Geometrie existiert in der Natur nicht, sie ist ein zivilisatorisches und kulturelles Phänomen und in der Kunst eines der Schlüsselelemente der Moderne. Durch die gegenseitige Begegnung von Malgrund und geometrischer Darstellung entsteht eine ästhetische Spannung, die jedoch bei Samec in Harmonie mündet.

Auch die Beziehung zu Jan dem Jüngsten verläuft in harmonischer Harmonie, auch wenn sein malerischer Ausdruck anders, robuster, dynamischer, von einem anderen Bilderlebnis geprägt ist. Und ebenso wie sein Vater ist er auch kein Monoprofi. Er ist Grafikdesigner, außerdem Lehrer und - Maler. Ich weiß nicht, inwieweit sein Vater zu seiner Malerei spricht, aber angesichts ihrer distanzierten harmonischen Beziehung denke ich nicht so sehr. Allerdings fungiert der Vater durchaus als verführerisches Vorbild. Aber das Bedürfnis des Jüngsten in der Familie Samec, zu malen, wird vom Großvater stark geweckt. Den Großvater hat er nicht erlebt, aber er entdeckt ihn Dank der Malerei, und er entdeckt ihn nicht nur als seinen Vorfahren, sondern auch in sich selbst. Die Malerei hat hier Macht. Es verbindet uns nicht nur mit unseren Vorfahren, wenn wir eine Clique haben und in eine dynastische Familie hineingeboren werden, sondern mit allen Malern, die die Kunstgeschichte hatte und hat. Mit jeder Geste entfaltet sich die Geschichte, jede Geste hat das Recht auf Unsterblichkeit, jedes Bild ist unsterblich, weil es eine Spur der physischen Präsenz des Autors hinterlässt. Ich denke, wir spüren etwas davon bei den Jüngsten.

Genießt die Ausstellung der beiden Maler und habt einen schönen Abend.

Martin Dostál
Kurator der Ausstellung

 

Blick in die Ausstellung

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Vom Schwarz zur Farbe und retour - Vater und Sohn Jan Samec stellen in Hof aus.

Nuermberger Peter

Peter Nürmberger

Fachbereich Kultur

 

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95030 Hof

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