Über Pflegekinder
Wer sie sind und was sie brauchen
Ein Pflegekind ist ein Kind, das aufgrund verschiedener Umstände nicht bei seinen leiblichen Eltern leben kann und stattdessen bei Pflegeeltern untergebracht wird. Die Pflegeeltern übernehmen die Erziehung und Betreuung des Kindes und bieten ihm ein stabiles und liebevolles Umfeld.

Welche Kinder kommen in eine Pflegefamilie?
Pflegekinder sind Kinder, aber auch Jugendliche, die vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Die Gründe hierfür können vielfältig sein, wie z.B. Vernachlässigung, Gewalt, psychische Erkrankungen oder eine Suchtproblematik der Herkunftsfamilie. Sie kommen aus allen Altersgruppen – vom Säugling bis zum Teenager – und bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen, Bedürfnisse und Persönlichkeiten mit. Manche Kinder bleiben nur für kurze Zeit in einer Pflegefamilie (z.B. in einer Bereitschaftspflege), andere dafür Jahre.

Sorgerecht und Vormundschaft
Wenn ein Kind in einer Pflegefamilie lebt, behalten die leiblichen Eltern in der Regel das Sorgerecht ganz oder teilweise. Die Pflegeeltern übernehmen die alltägliche Betreuung und treffen Entscheidungen im Rahmen der sogenannten Alltagssorge. In manchen Fällen wird das Sorgerecht ganz oder teilweise auf einem Vormund oder Pfleger übertragen – z.B. das Jugendamt oder eine Einzelperson. Pflegeltern haben dann engen Kontakt zur Vormundsperson und treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam.

Recht auf Umgang mit der Herkunftsfamilie
Kinder haben grundsätzlich das Recht, den Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie aufrechtzuerhalten, wenn es ihrem Wohl dient.
Das bedeutet: Umgangskontakte mit Eltern, Geschwistern oder anderen wichtigen Bezugspersonen sollen möglichst erhalten bleiben – auch wenn das Verhältnis belastet ist. Die Gestaltung des Umgangs wird individuell geregelt, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, den leiblichen Eltern und den Pflegeeltern.

Rückführung
Zurück zur Herkunftsfamilie?
Ein zentrales Ziel der Kinder- und Jugendhilfe ist es, das Zusammenleben mit der Herkunftsfamilie – wenn möglich – wiederherszustellen. Eine Rückführung findet dann statt, wenn sich die Lebensumstände der Eltern nachhaltig verbessert haben und das Kind sicher und gut betreut werden kann. Pflegeeltern müssen in solchen Fällen loslassen können – auch wenn eine emotionale Bindung gewachsen ist. Rückführungen werden in der Regel behutsam und über einen längeren Zeitraum vorbereitet und begleitet.

Kinder tragen ein Päckchen mit sich
Biografiearbeit als Schlüssel
Viele Pflegekinder haben schon in jungen Jahren schwierige, teils traumatische Erfahrungen gemacht. Diese Erlebnisse wirken nach – im Verhalten, im Vertrauen oder auch im Bindungsverhalten. Biografiearbeit hilft dem Kind, seine eigene Geschichte zu verstehen und sich selbst besser einordnen zu können. Pflegeeltern spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie begleiten das Kind mit Offenheit, Ehrlichkeit und Einfühlungsvermögen – ohne zu beschönigen oder zu bewerten.

Welche Bedarfe haben Pflegekinder?
Pflegekinder benötigen mehr als ein Bett und regelmäßige Mahlzeiten.
Sie brauchen:
- emotionale Sicherheit und Verlässlichkeit
- Geduld und Verständnis, besonders bei auffälligem Verhalten
- Zeit, um Vertrauen aufzubauen
- Förderung und Unterstützung – bei z.B. Lern- oder Entwicklungsrückständen
- oft auch therapeutische Begleitung oder heilpädagogische Unterstützung
Nicht jedes Pflegekind ist “schwer belastet”, aber jedes Pflegekind hat besondere Bedürfnisse. Pflegeeltern müssen bereit sein, diesen gerecht zu werden – mit Unterstützung durch Fachkräfte.