Pflegeeltern sein
Was bedeutet es Pflegeeltern zu sein?
Pflegeeltern übernehmen eine besondere und verantwortungsvolle Aufgabe: Sie nehmen Kinder bei sich auf, die aus verschiedenen Gründen vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Pflegeeltern bieten diesen Kindern einen sicheren Ort, an dem sie zur Ruhe kommen, Vertrauen aufbauen und sich entwickeln können. Dabei geht es nicht nur um die Versorgung und Betreuung – es geht um Beziehung, um Zuwendung, Geduld und Verständnis.

Seminare und Austausch für Pflegeeltern
Pflegeeltern stehen oft vor besonderen Herausforderungen – emotionale, rechtliche, pädagogische oder familiäre. Um sie in ihrer wichtigen Aufgabe zu stärken, bietet das Stadtjugendamt regelmäßig Seminare und Austauschmöglichkeiten an.
Die Veranstaltungen werden von einer erfahrenen externen Psychologin geleitet, die die verschiedenen Facetten des Pflegeverhältnisses kennt und praxisnah aufgreift. Die Themen sind vielfältig und orientieren sich an den Bedürfnissen und Fragen von Pflegefamilien. Dazu gehören beispielweise:
- Bindung und Beziehung zum Pflegekind
- Umgang mit Traumata und auffälligem Verhalten
- Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie
- Grenzen setzen und Halt geben
- Selbstfürsorge im Pflegealltag
Neben fachlichem Input steht auch der Austausch unter Pflegeeltern im Mittelpunkt. In vertrauensvoller Atmosphäre können Erfahrungen geteilt, konkrete Situationen angesprochen und gemeinsam Lösungswege entwickelt werden. Viele Pflegeeltern empfinden gerade diesen Austausch als wertvolle Entlastung – denn hier treffen sie auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen.
Die Seminare bieten:
- fundiertes Wissen durch fachliche Begleitung
- praktische Hilfestellung für den Alltag
- Raum für Fragen und persönliche Anliegen
- Stärkung durch ein unterstützendes Netzwerk
Pflegeeltern sind nicht allein und sie müssen nicht alles allein wissen oder bewältigen. Die Seminarangebote sind ein wichtiger Beitrag zur Qualität der Pflege und zur eigenen Stabilität im Alltag.

Biografiearbeit und Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie
Biografiearbeit hilft Pflegekindern, ihre Herkunft, Erlebnisse und Gefühle einzuordnen, um ihr eigenes Leben besser zu verstehen und eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Die Pflegeeltern haben die Aufgabe, dies mit dem Kind zu erarbeiten.
Ein weiterer Bestandteil ist die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie. Auch wenn das Kind bei einer Pflegefamilie lebt, bleiben die leiblichen Eltern ein Teil seiner Identität. Eine respektvolle, klare und kindzentrierte Zusammenarbeit ist hierfür wichtig. Pflegeeltern fördern den Kontakt, helfen dem Kind mit widersprüchlichen Gefühlen umzugehen, und arbeiten im Austausch mit dem Jugendamt und den leiblichen Eltern zusammen, ohne eigene Werte oder Grenzen zu verlieren. Der Kontakt zu der Herkunftsfamilie wird oftmals, gerade zu Beginn, durch eine pädagogische Fachkraft begleitet.

Zusammenarbeit mit dem Jugendamt
Pflegeeltern müssen nicht auf alles eine Antwort haben. Sie haben Anspruch auf Beratung und werden von Anfang an von den Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes des Stadtjugendamtes Hof begleitet. Sie haben einen festen Ansprechpartner für Fragen, die das Pflegekind und alle damit verbundenen Aspekte betreffen.
Wir unterstützen Sie bei der Zusammenarbeit mit den Eltern Ihres Pflegekindes, bei alltäglichen Entscheidungen und in Krisen- und Konfliktsituationen.
Schwierige und belastende Situationen werden nicht ausbleiben, auch wenn Sie sich gut auf diese Aufgabe vorbereitet haben.
Als Pflegeeltern leisten Sie Hilfe zur Erziehung nach §33 SBG VIII. Wir unterstützen Sie bei der Vorbereitung auf die regelmäßig stattfindenden Hilfeplanungen im Jugendamt, sowie bei der Anfertigung des von Ihnen zu erstellenden Berichtes. Wir wünschen uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, um Sie bestmöglich im Zusammenleben mit Ihrem Pflegekind unterstützen zu können.

Pflegeformen
So vielfältig wie die Kinder selbst
Nicht jedes Pflegeverhältnis ist gleich. Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse und auch Pflegeeltern bringen unterschiedliche Vorrausetzungen mit. Deshalb gibt es verschiedene Formen der Pflege, die sich in Dauer, Zielsetzung und Anforderung unterscheiden.
Hier ein Überblick:
Vollzeitpflege
Die häufigste Form der Pflege. Das Kind lebt dauerhaft oder für längere Zeit in der Pflegefamilie. Ziel ist es, dem Kind ein stabiles Zuhause zu geben, solange es nicht bei den leiblichen Eltern leben kann. In manchen Fällen ist eine Rückkehr zur Herkunftsfamilie geplant, in anderen bleibt das Kind bis zur Volljährigkeit in der Pflegefamilie.
Geeignet für: Menschen mit langfristiger Perspektive, Zeit und emotionale Stabilität.
Bereitschaftspflege
Hierbei handelt es sich um eine zeitlich befristete Unterbringung, z.B. nach einer akuten Kindeswohlgefährdung oder wenn geklärt werden muss, wo ein Kind dauerhaft leben soll. Die Pflegefamilie steht kurzfristig bereit und gibt dem Kind in einer Übergangszeit Schutz und Fürsorge. Die Aufenthaltsdauer dauert von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen.
Geeignet für: Menschen mit Flexibilität, Stabilität im Alltag und der Fähigkeit, sich gut auf immer neue Kinder einzustellen – auch mit der Bereitschaft zum Loslassen.
Verwandtenpflege
Wenn Angehörige – etwa Großeltern, Tanten, Onkel oder erwachsene Geschwister – ein Kind aus der Familie bei sich aufnehmen, spricht man von Verwandtenpflege. Die Kinder bleiben in ihrem gewohnten familiären Umfeld, was oft stabilisierend wirkt. Auch hier erfolgt eine Prüfung und Begleitung durch den Pflegekinderdienst.
Geeignet für: Familienangehörige, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – oft in schwierigen Situation. Eine gute Reflexionsfähigkeit sollte gegeben sein, um mit Rollenkonflikten und Streitigkeiten innerhalb der Familie gut umgehen zu können.
Jede Pflegeform hat ihre Besonderheiten, aber alle haben eines gemeinsam:
Sie geben einem Kind Schutz, Halt und die Chance auf einen neuen Anfang.