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Der Schlappentag

Ein Feiertag für Hofer

Jedes Jahr am Montag nach Trinitatis, dem Montag genau eine Woche nach Pfingsten, findet der Hofer Schlappentag statt. Schlappenschießen, Hussiten und Schlappenbier gehören dazu - doch was hat es genau auf sich mit diesem speziellen Hofer Lokalfeiertag?

Der Schlappentag beginnt mit morgendlichen Weckrufen unter so manchem Fenster, damit niemand die Versammlung der Handwerkszünfte und Schützen um 8:00 Uhr am Schießhäuschen verschläft. Nach gemeinsamem Zug zum Rathaus und einem Empfang durch die Oberbürgermeisterin und den Schützenkommissar startet dort um 9:45 Uhr der Festumzug mit Vertretern aus Politik, Handwerk und Schützen. Sobald der Festzug durch die ganze Stadt (über die Ludwigstraße, Altstadt, Luitpoldstraße, Marienstraße und Konrad-Adenauer-Platz) am Festplatz am Schießhäuschen eintrifft, wird das erste Fass Schlappenbier, ein süffiges Starkbier, angezapft und im Festzelt ausgeschenkt. Seit fast 600 Jahren wird der „Hofer Nationalfeiertag“ schon begangen.

Historisch geht die Tradition des Schlappenschießens auf die Zerstörung und Plünderung der Stadt Hof im Jahr 1430 durch die Hussiten zurück. Voraussetzung für den Überfall sind die Ereignisse rund um den böhmischen Theologen und Reformator Jan Hus. Er hat sich bereits 100 Jahre vor Martin Luther dafür eingesetzt, dass sich die Kirche wieder auf ihren eigentlichen Kern besinnen sollte. Jan Hus‘ Anhänger, die Hussiten, haben sich nach seiner Hinrichtung radikalisiert und Kriegszüge, genannt „rauchende Spaziergänge“, durch Böhmen und Deutschland geführt. 1430 sind sie nach Hof gekommen und haben die Stadt eingeäschert.

Um Hof nach dem Hussiten-Überfall wieder aufzubauen, baten die Hofer den Markgrafen um eine Steuererleichterung. Diese wurde von ihm auch bewilligt – jedoch nur unter der Voraussetzung, dass ab diesem Zeitpunkt alle Hofer Handwerker und Bürger einmal pro Jahr zu einer Schießübung antraten, um sich bei einem eventuellen nächsten Angriff besser verteidigen zu können.

Letztmöglicher Termin für die Übung, die die Privilegierte Scheibenschützengesellschaft 1432 durchführte, war der Montag nach Trinitatis. Daher sind an jenem Tag die meisten von ihnen direkt vom Feld in Arbeits-Schlappen, den typischen Holzschuhen, die zu jener Zeit getragen wurden, zur Schießübung gekommen. Daraus bildete sich im Lauf der Jahre an diesem Tag ein ganzer Zug zum Schießhäuschen. Aus dieser Tradition entstand der Schlappentag mit seinem Umzug. Nachdem die Privilegierte Scheibenschützen-Gesellschaft 1432 Hof dann auch das Braurecht bekommen hatte, wurde zusätzlich das Schlappenbier gebraut. Erst später im Lauf des 19. Jahrhunderts kam der Volksfestcharakter des Schlappentags hinzu.

Zum Schlappenschießen, das nach wie vor durch die Privilegierte Scheibenschützengesellschaft 1432 einen Tag vor dem Schlappentag durchführt wird, sind heute Personen des öffentlichen Lebens, Handwerker und Schützen eingeladen. Geschossen wird mit einem Zimmerstutzen. Als Preis winkt dem Schlappenkönig ein Jahr kostenloses Parken auf allen öffentlichen Parkplätzen der Stadt Hof. Tritt ein eingeladener Teilnehmer nicht an, wird – analog zur Strafe, mit der man belegt wurde, wenn man früher die Schießübung versäumte - ein Bußgeld fällig. Umgehen kann dies der Eingeladene, indem er sich einen anonymen Schützen „kauft“. Seit 2015 gibt es außerdem im Anschluss an das Schlappenschießen ein öffentliches Bürger-Schießen: ohne Preis, doch der Sieger darf im Folgejahr am offiziellen Schlappenschießen teilnehmen.

Schlappentag und Schlappenbier

Nach dem musikalischen Weckruf am Morgen des Schlappentages versammeln sich die Handwerkerzünfte und Schützen um 8.00 Uhr am Schießhäuschen, um zum Rathaus zu ziehen. Dort erfolgt der Empfang durch die Oberbürgermeisterin und den Schützenkommissar.

Danach formieren sich Vertreter der Politik, Handwerker und Schützen gegen 9.45 Uhr zum Schützenauszug durch die Stadt zum Festplatz am Schießhäuschen. Der Festzug führt über Ludwigstraße, Altstadt, Bismarckstraße, Friedrichstraße und Konrad-Adenauer-Platz in die Lessingstraße, wo das Schlappenbierfest beginnt.

Ab der Ankunft des Festzuges am Schießhäuschen wird das eigens nur für diesen Tag eingebraute "Schlappenbier" zum Ausschank gebracht. Bei Schlappenbier, Hofer Bratwürsten und musikalischer Umrahmung entwickelt sich an den Festplätzen ein geselliges Treiben und der "Nationalfeiertag" geht in seinen gemütlichen Teil über.

Hussitenführung

Ebenfalls am Sonntag vor dem Schlappentag findet die traditionelle Hussiten-Führung statt. Von der Michaeliskirche aus folgt ein bunt-bewaffneter Zug vom (ehemaligen) Kloster zu Kloster dem früheren Weg der Hussiten. Dabei liefern sich die brave Hofer Bürgerin, die den Katholizismus vertritt und der reformatorische Hussiten-Hauptmann in improvisierten, geschichtlich fundierten Dialogen scharfe Wort-Gefechte. Direkt an den Orten des historischen Geschehens begegnet man fast allen Hofer Gästeführern in unterschiedlichsten Rollen und auch der ein oder andere lautstarke Pyro-Effekt sorgt für möglichst authentische Gefechts-Stimmung. Los gehts immer am Trinitatissonntag um 14 Uhr. 

Der Hofer "Nationalfeiertag"

Seit 2019 Immaterielles Bayerisches Kulturerbe

Mit Entscheidung des Bayerischen Heimatministeriums wurde der Hofer Schlappentag im Dezember 2019 zum Immateriellen Bayerischen Kulturerbe erklärt.

Informationen zum immateriellen Kulturerbe in Bayern: www.ike.bayern.de

Neuigkeiten

Nur noch 80 Tage bis zum 592. Hofer Schlappentag. Das Schlappenbier haben die Scherdel Brauer bereits eingebraut.

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