Peter Goedel erhält den Filmpreis der Stadt Hof
Im Festsaal der Freiheitshalle wurde der Filmpreis der Stadt Hof an den Dokumentarfilmer, Autor und Produzenten Peter Goedel verliehen. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn einst als den "aufregendsten Filmemacher des jungen deutschen Kinos".
Oberbürgermeisterin Eva Döhla begrüßte die Gäste persönlich und erinnerte an die Gründung der Internationalen Hofer Filmtage im Jahr 1967. Diese waren nicht nur ein kulturelles Event, sondern auch Ausdruck eines neuen Lebensgefühls und des Wunsches nach Freiheit. "Die Filmtage stehen für eine unkonventionelle Herangehensweise, in der Filme ohne vorherige Sichtung gezeigt werden. Das spiegelt den antiautoritären Geist der damaligen Zeit wider und positioniert Hof als Ort geistiger Freiheit. Die Freiheit in der Kunst muss geschützt und gefördert werden, insbesondere angesichts von Kürzungen der Kulturetats. Die Macht der Fantasie kann nur wirksam werden, wenn wir die Entwürfe und Gegenentwürfe in der Kunst zulassen", so Eva Döhla.
Der Filmpreis der Stadt Hof wird seit 1986 anlässlich der Internationalen Hofer Filmtage verliehen und ehrt Persönlichkeiten, die eng mit dem Filmfestival in der Saalestadt verbunden sind.
Mit fünf Filmen bei den Hofer Filmtagen
1980 feierte Peter Goedels Film „Talentprobe“ bei den 14. Internationalen Hofer Filmtagen Weltpremiere. Gedreht im Sommer 1979 bei einer öffentlichen Veranstaltung im Kölner Rheinpark, zeigt dieser Dokumentarfilm neben den Konzerten von unter anderem Udo Jürgens und einer Beatles Revival Band die „Udo Werners Talentprobe für Jedermann“. Die Talente treten hierbei einer mit Trillerpfeifen, Trompeten und anderem bewaffneten Menge von 5000 Leuten gegenüber, die sie bei Missfallen gnadenlos niederbrüllt.
Goedel gastierte mehrmals in Hof und zählt zu den regelmäßigen Besuchern der Internationalen Hofer Filmtage. Insgesamt liefen fünf Filme unter der Regie Goedels in der Saalestadt:
- „Talentprobe“ (Dokumentarfilm 1980)
- „Peter Przygodda, Schnittmeister“ (Dokumentarfilm 1993)
- „Trip nach Tunis“ (Spielfilm 1993)
- „Tanger – Die Legende einer Stadt“ (Spielfilm 1997)
- „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ (Dokumentarfilm 2011)
Filmische Initiation
Die Laudatio hielt Dunja Bialas, Journalistin mit Schwerpunkt Filmkritik und Lehrbeauftragte an der LMU München. „Er ist ein Filmemacher, der ein facettenreiches Werk hervorgebracht hat mit viel künstlerischer Freiheit. Er macht sogar politische Filme poetisch und poetische Filme politisch. Er weiß: Ohne Wirklichkeit gibt es keine Geschichten“, sagte Bialas.
Peter Goedel, sichtlich erfreut über den Preis, bedankte sich dafür: "Hof war meine filmische Initiation. Hier eröffnete sich mir die Film- und Kinowelt und ich erlebte aufregende Filme meiner deutschen Kolleginnen und Kollegen. Hof gab mir den entscheidenden Anstoß, selbst Filme zu machen. Daher ehrt es mich besonders, hier den Filmpreis der Stadt Hof zu erhalten."
An die Preisverleihung schloss sich ein Empfang auf Einladung des Bayerischen Landtags an. Die Landtagsabgeordnete Ilse Aigner persönlich besuchte die Veranstaltung in diesem Jahr. "Kino in Hof ist einfach etwas Besonderes. Hof ist damit ein Aushängeschild für den Freistaat und bereichert unsere Kultur", so Aigner.
Sandra Rieß moderierte die Veranstaltung und die "Hof Arthouse Jazz Band" umrahmte den Abend musikalisch.
Zur Person
Peter Goedel, geboren am 3. April 1943 in Torgau, ist ein Regisseur, Autor und Produzent. Er machte sein Abitur in Stuttgart und studierte anschließend Literatur- und Theaterwissenschaften sowie Kunstgeschichte und Philosophie in Köln und München. Danach arbeitete er als Dramaturg und Regie-Assistent an verschiedenen Theatern und inszenierte seine ersten Stücke. Ab 1972 war er Regie-Assistent bei mehreren Film- und Fernsehproduktionen. Ab 1974 begann Goedel, eigene Filme fürs Fernsehen zu drehen und arbeitete als freier Mitarbeiter, Autor und Regisseur für verschiedene Fernsehanstalten sowie Kultur- und Filmredaktionen.
Zum Filmpreis der Stadt Hof
Die Internationalen Hofer Filmtage sind eines der wichtigsten deutschen Filmfestivals und gelten als "Familienfest des Deutschen Films". Der nicht dotierte Filmpreis der Stadt Hof wurde erstmals im Jahr 1986 vergeben, wobei Doris Dörrie die erste Preisträgerin war. Unter den nachfolgenden Preisträgern befinden sich weitere renommierte Namen wie Wim Wenders, Werner Herzog, Detlef Buck, Sönke Wortmann, Tom Tykwer, Dominik Graf oder die Oscarpreisträgerin Caroline Link. Der Preis selbst besteht aus einem Objekt der Staatlichen Fachschule für Produktdesign in Selb, gestaltet von Christina Mosis und Konrad Gräßler, und richtet sich an Personen, die mit Hof und dem Festival eng verbunden sind. Der Filmpreis der Stadt Hof gilt in der deutschen Filmszene als eine der begehrtesten Auszeichnungen.
Liste der Preisträger
1986 Doris Dörrie
1987 Hans Noever
1988 Laurens Straub
1989 Josef Rödl
1990 Herbert Achternbusch
1991 Uwe Brandner
1992 Wim Wenders
1993 Werner Herzog
1994 Christian Rischert
1995 Detlev Buck
1996 Werner Schroeter
1997 Sönke Wortmann
1998 Tom Tykwer
1999 Andreas Kleinert
2000 Joachim Król
2001 Hans-Christian Schmid
2002 Redaktion "kino kino", BR
2003 Dominik Graf
2004 Laura Tonke
2005 Christoph Schlingensief
2006 Dr. Alexander Kluge
2007 Peter Lohmeyer
2008 Rosa von Praunheim
2009 Christian Petzold
2010 Caroline Link
2011 Peter Kern
2012 Jessica Schwarz
2013 Barbara Albert
2014 Chris Kraus
2015 Katharina Marie Schubert
2016 Aylin Tezel
2017 Wolfgang Ettlich
2018 Alfred Holighaus
2019 Max Riemelt
2020 Axel Ranisch
2021 Julia von Heinz
2022 Aelrun Götte
2023 Stefan Paul