Ogden zu Gast in Hof
Ab 29. Juli 2025 war Hof Gastgeber für eine ganz besondere Besuchsgruppe: Eine Delegation aus der US-amerikanischen Partnerstadt Ogden, die sich erstmals vollständig seit über 70 Jahren auf den Weg nach Oberfranken machte. Und was für eine Woche es wurde: Gespräche über die Zukunft, Einblicke in Politik und Stadtentwicklung – und zum Finale ein Volksfestfrühshoppen, wie er im Hofer Bilderbuch steht. Gery Gerspitzer inklusive.
Oberbürgermeisterin Eva Döhla: „Dieser Besuch zeigt, wie wertvoll persönliche Begegnungen sind. Städtepartnerschaft ist mehr als ein Stück Papier. Sie lebt davon, dass wir ins Gespräch kommen, Unterschiede verstehen und Ideen teilen. Ich freue mich, dass wir nicht nur auf unsere gemeinsame Geschichte zurückblicken, sondern auch Perspektiven für die Zukunft entwickeln. Es sind die Menschen, die eine Stadt voranbringen, Menschen, wie Du und ich, über Grenzen hinweg.“
Das Programm startete offiziell am Dienstag mit einem Empfang im Rathaus. Im großen Saal wurden die Gäste herzlich begrüßt – auch im Hofer Dialekt. Denn gleich zu Beginn zitierte Eva Döhla den Slogan des Hofer Volksfests: „Do triffst fei alla“. Hier begegnet man jedem – und eben auch Freunden von weit her – und den Wärschtlamo in der Altstadt. Da die Gäste im Hotel Dormero übernachteten, war es kein weiter Weg zum ersten Wärschtlamo. Dieser Würstchenverkäufer mit seinem dampfenden Kessel ist seit 150 Jahren eine Institution in Hof. Eine Geschichte, die in den USA so gut wie unbekannt ist. Umso größer war die Freude, als die Delegation „Wärschtlamo-Geschenke“ erhielt, ein Zeichen: Jetzt bist Du ein echter Hofer.
Die Gäste aus Ogden brachten eine Botschaft mit: Sie wollen die Verbindung zu Hof ausbauen – aktiv und lebendig. Hof ist Vorbild für Städtepartnerschaften mit Mexiko. „Obwohl wir meilenweit voneinander entfernt sind, haben wir viele Gemeinsamkeiten“, betonte Stadtrat Bart Blair. „Hoffentlich können wir so eine Reise wiederholen – und nicht erst in 70 Jahren.“ In den Gesprächen zeigte sich: Ob in Utah oder in Hochfranken, die Herausforderungen ähneln sich. Die Delegation sprach offen über Themen wie bezahlbaren Wohnraum und veraltete Infrastruktur. Auch die politische Organisation war ein spannender Vergleich: Während Ogden mit sieben Ratsmitgliedern auskommt, sind es in Hof 40.
Ein Höhepunkt war das Dinner im Königssaal des Hofer Hauptbahnhofs. In diesem prunkvollen Raum, der einst Reisenden aus aller Welt als Empfangshalle diente, wurde Geschichte lebendig. Bürgermeisterin Angela Bier nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise – von der Industriekultur über die Deutsche Bahn bis hin zu den prägenden Ereignissen des Herbstes 1989, als Hof für Zehntausende DDR-Flüchtlinge zur ersten Station der Freiheit wurde.
Und dann kam der Teil, der Ogden in Erinnerung bleiben wird: das Hofer Volksfest. Hier erlebten die amerikanischen Gäste, was Gastfreundschaft auf fränkisch bedeutet. Sie staunten über den bunten Trubel, das Miteinander aller Generationen. Ben Nadoslki, Bürgermeister von Ogden: „Wie herzlich und offen die Hofer sind, wie generationsübergreifend hier gefeiert wird – das kannst du in keinem Buch nachlesen. Das Volksfest ist phänomenal. The Volksfest is awesome.“
Aufgrund des durchwachsenen Sommerwetters entschied sich die Delegation spontan und voller Neugier zu einem Abstecher ins Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth. Der kleine Ort, bekannt als „Little Berlin“, erzählt eine Geschichte, die bis heute weltweit fasziniert: eine Mauer, die mitten durch das Dorf führte – Familien getrennt, Freunde auseinandergerissen.
Für die Gäste aus Utah war dieser Besuch besonders. Nicht nur die authentischen Relikte wie Wachtürme, Grenzanlagen und ein Stück Originalmauer machten Eindruck – es war vor allem die lebendige Führung, die den Ausflug zu einem Erlebnis machte. Der englischsprachige Guide, bestens vorbereitet und mit einem unvergleichlichen Humor ausgestattet, ließ die Vergangenheit so anschaulich aufleben, dass selbst ernste Themen verständlich und greifbar wurden. Mit pointierten Anekdoten und kleinen Schmunzlern gelang ihm das Kunststück, die dramatische Geschichte der Teilung mit Leichtigkeit zu vermitteln – ohne ihre Bedeutung zu schmälern. „Das ist Geschichte, die man fühlen kann“, meinte ein Delegationsmitglied bewegt. Und beim abschließenden Gruppenfoto vor der Grenzmauer war klar: Dieser Abstecher gehört zu den Momenten, die man nicht vergisst.
Nach fünf Tagen voller Begegnungen, Rundgängen, Besichtigungen und Gesprächen war der Abschied am Sonntag wehmütig. Doch eines steht fest: Die Partnerstädte Hof und Ogden wollen künftig noch enger zusammenarbeiten – mit Austauschprogrammen, Projekten und vielleicht sogar neuen Ideen im Bereich nachhaltiger Mobilität, Bildung und Kultur.
Wer am Volksfest einen Tisch mit einer fröhlichen Gruppe aus Utah gesehen hat, hat live miterlebt: Städtepartnerschaft ist kein formales Konstrukt, sondern lebendige Freundschaft – und manchmal beginnt die beste Verständigung beim Anstoßen auf die gemeinsame Zukunft.