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Gewinner des Fassadenwettbewerbs 2021

Der 1. Preis (500 €) geht an das Gebäude Landwehrstraße 40

 

Das Bahnhofsviertel hat in den letzten Jahren durch intensive Förderung (zuerst „Stadtumbau West“, jetzt „Lebendige Zentren“) und vielfältiges privates Engagement an vielen Stellen eine Aufwertung erfahren. Hier reiht sich das Gebäude ein und setzt einen weiteren Glanzpunkt im über lange Zeit nicht in seiner Wertigkeit beachteten Viertel, das nach dem Bau des Hauptbahnhofs 1880 entstanden ist und größtenteils gründerzeitliche Merkmale aufweist. Hier sehen wir bereits Elemente des Jugendstils in einer unaufdringlichen Ausprägung, die auf taubenblauem Grund weiß herausgehoben werden. Bemerkenswert sind die Verzierungen der Fensterbrüstungen im 2. Stockwerk, die durch weitere, aber einfachere Schmuckelemente gleichsam gerahmt werden. Die Sanierung kann als Motivation für weitere in der Straße dienen.

 

 

Weitere Preise (je 200 €):

 

Rähmberg 9

Am Übergang zwischen Stadtzentrum und den Saaleauen dominiert das Gebäude Rähmberg 9 den Fuß der Treppe zur Innenstadt von Parkmöglichkeiten und aus Richtung Fabrikviertel kommend. Völlig ungekünstelt werden Elemente wie Fensterfaschen und Fensterstürze betont. Das geschieht in schöner Harmonie zwischen einen feinen Gelbton für die Wände und gedecktem Weiß. Dadurch kommt das Haus vor den belaubten Bäumen besonders gut zur Geltung. Das Sockelgeschoss wird grau dem Straßenraum zugeordnet was die doch beachtliche Höhe optisch mindert.

 

Fischergasse 12

Gleich daneben fällt das Haus Fischergasse 12 durch einen ebenso zurückhaltenden hellgrauen Anstrich auf, wobei die Schmuckelemente um die Fenster, die Giebel und Gesimse das Weiß des Nachbargebäudes aufnehmen. So funktioniert Nachbarschaft und trägt zur Stadtverschönerung bei. Hervorzuheben ist, dass das harmonische Miteinander die Eigenständigkeit des Einzelgebäudes nicht beeinträchtigt. Besonders bemerkenswert ist hier, dass die zweiflügelige Fensterteilung mit Oberlicht erhalten bleibt. Die Farbwahl beider Häuser lässt erwarten, dass die Alterung des Anstrichs über lange Zeit zu keinen unschönen Flecken oder Ausbleicherscheinungen neigt.

 

 

August-Mohl-Straße 42/44/46/48 und Ossecker Straße 42/44/46

Keine besonderen Häuser, keine Dekorationselemente, einfache Bauweise – und doch gelingt es dem Ensemble, an der Kreuzung der beiden Straßen das Stadtbild freundlich und einladend zu bestimmen. Hier bleibt niemand stehen und äußert Erstaunen oder Bewunderung. Die insgesamt sieben zweistöckigen Gebäude, zum Teil mit Dachausbau, sind in fein aufeinander abgestimmten hellen Gelbtönen gestrichen, die Fensterfaschen werden weiß betont. Mehr ist nicht nötig, um eine gelungene Ensemblewirkung zu entfalten.

 

 

Alte Plauener Straße 16 (Botanischer Garten)

Das städtische Gebäude im Botanischen Garten mit Funktionsräumen ist direkt am Eingang gelegen. Umso wichtiger ist deshalb, dass es dem gärtnerischen Kleinod gerecht wird. Dies ist auf Anregung und mit Finanzierung durch den Förderverein Botanischer Garten und Theresienstein gelungen. Die Holzfassade in einem linden Grün, akzentuiert mit blassgelben Lisenen und ebensolchem Fach- und Stützwerk, drängt sich im Grün der Umgebung nicht auf, ordnet sich quasi unter – und wirkt dennoch eigenständig. Diese Gebäude ist dem Ort und seiner Funktion perfekt angepasst. Der Preis wird dem Förderverein zuerkannt, weil er hier nicht nur das Gärtnerische fördert, sondern sich auch um die Gesamtwirkung kümmert.

 

 

Marienstraße 90/92 (je 100 €)

Zwei benachbarte Häuser an der vielbefahrenen Straße sind einfach, aber farblich aufeinander abgestimmt saniert worden. Die Jury hat hier ausdrücklich nicht die Einzelleistung im Blick. Vielmehr soll der Mut belohnt werden, die Fassade trotz der zu erwartenden raschen Verschmutzung durch den Verkehr zu verschönern. Wegen der Werbeanlagen wäre auch Kritik abgebracht, aber für die Jury überwiegt das grundsätzliche Engagement. Stadtverschönerung ist eine langfristige Aufgabe, die aber immer auch Vorreiter braucht, die mit guten Beispielen vorangehen. Die Marienstraße als eine der Haupteingänge zur Innenstadt hätte mehr Engagement verdient, was im oberen Bereich schon öfter anzutreffen ist. Es bleibt zu hoffen, dass das gute Beispiel Nachbarn im engen und weiteren Umfeld motiviert, auch tätig zu werden.

 

 

 

 

 

Sonderpreis des Verschönerungsvereins – Verein der Freunde Hofs

Der Sonderpreis des Verschönerungsvereins – Verein der Freunde Hofs geht wie der erste Preis in das Bahnhofsviertel. Das Engagement zahlreicher Eigentümer hat in den letzten Jahren viele Fassaden im gesamten Bahnhofsviertel neu erstrahlen lassen. In diese guten Beispiele fügt sich auch das Anwesen Landwehrstraße 31 ein. Die Schmuckteile der Fassade wurden herausgearbeitet, die Ansicht schafft eine angenehme Verbindung zu den Nachbarfassaden in der Reihe. Das Haus protzt nicht, aber es will mit seinen gelben Farbtupfern doch gesehen werden. Der Verschönerungsverein – Verein der Freunde Hofs e.V. belohnt daher das Engagement mit dem Sonderpreis in Höhe von 150 €.

 

 

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Leider konnte dieses Jahr kein Gewerbebau mit einem Preis bedacht werden. In den Vorjahren gab es dazu sehr schöne Beispiele, wie sogar Werbung und Firmenfarben integriert werden können.

 

Mehr denn je gilt die Feststellung der letzten Jahre, dass Einzelne ganze Straßenzüge verunstalten können. Aber Einzelne können eben auch dazu beitragen, dass ein Gesamtkonzept gelingt oder manchmal überhaupt ein Anfang gemacht wird, der andere nachzieht. Der immer noch anhaltende Trend zu schrillen Farben, flächig oder in Details, mag bei Textmarkern einen Sinn haben. Häuser sollten nicht so laut „Hier!“ rufen. Farbigkeit ist nicht zwangsläufig fröhlich und freundlich. Dass immer mehr auch die „Nichtfarbe“ Grau verwendet wird, tut dem Stadtbild nicht gut; vor allem dann, wenn es in kalter Abmischung und dunkel auftaucht. Helles und warmes Grau zur Akzentuierung hat dagegen sehr wohl seine Berechtigung.

 

Bei extrem grellen Farben und den neuerdings häufiger auftauchenden sehr dunklen Grautönen ist auch zu beobachten, dass diese in kurzer Zeit ausbleichen und trotz guter Vorbereitung des Untergrundes fleckig werden; umso mehr bei starker Sonneneinwirkung. Angesichts der Kosten einer Fassadensanierung ist es jedoch sehr zweckmäßig, auch auf eine lange Haltbarkeit zu achten. Diese ist jedoch nur mit einer handwerklich sauberen Ausführung, guten Materialien und einer entsprechenden Farbwahl zu erreichen.

 

Ein Haus steht nie alleine. Es ist Teil der Straße, der Nachbarschaft, letztlich der Stadt, die in ihrer Gesamtheit wirkt. Dies wird aber von jedem einzelnen Gebäude mitbestimmt, das sich entweder einfügt und so gemeinsam wirkt – oder hervorstechen will, was selten so gelingt, dass eine positive Wirkung davon ausgeht.

 

Gute Beispiele und gute Beratung helfen, die Stadt schöner und lebenswerter zu machen und damit das Gesamtbild aufzuwerten. Dazu helfen auch die Fassadensanierungen, wenn sie anerkannten Regeln von Farbgebung und Gestaltung folgen. Dass dabei Individualität dennoch möglich ist, führt der Wettbewerb jedes Jahr überzeugend vor.

 

Reicher gründerzeitlicher Schmuck oder Jugendstilelemente können es leichter machen, ein Haus ansprechend zu sanieren. Dagegen müssen schmucklose Bauten nicht zwangsläufig ins Hintertreffen geraten, wenngleich dort meist erheblich größere Anstrengungen nötig sind. Dabei fällt es oft schwer, der Versuchung zu widerstehen, nicht vorhandene Schmuckelemente durch auffällige Bemalung zusätzlich zu schaffen. ,

 

Eine gute Beratung des ausführenden Malerbetriebs oder der Fachleute im Bereich der Stadtplanung und des Sanierungsträgers sind sehr hilfreich bei der Bewältigung von Sanie-rungsaufgaben, weil diese auch Nachbarschaftsbeziehungen und weitere Entwicklungen im Blick haben. Insbesondere für Eigentümer im Bereich des Fördergebietes Lebendige Zentren und Sozialer Zusammenhalt ist wichtig zu wissen, dass die Kosten einer Fassadensanierung zu einem Teil erstattet werden können. Modalitäten der Programme und die Beantragung von Fördergeldern müssen mit der Stadtplanung bzw. mit dem Sanierungsträger aber unbedingt vor der Sanierung besprochen werden.