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17. Juni 1953: Erinnerungen und Zeitzeugnisse gesucht

2023 jähren sich die Ereignisse um den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR zum 70. Mal. Anlässlich dieses Gedenktages initiieren die Partnerstädte Plauen und Hof sowie der Vogtlandkreis und der Landkreis Hof ein Zeitzeugenprojekt und bitten die Bürger um Mithilfe.

Die Maßnahmen in Zusammenhang mit dem 1952 propagierten „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“ erwiesen sich als Zumutung sowohl für die Wirtschaft als auch die Menschen in der gerade drei Jahre jungen DDR. Der Unmut stieg und entlud sich teilweise in einer stetigen Abwanderung nach Westen. Als im Mai 1953 die Arbeitsnormen für die Betriebe extrem erhöht wurden, war das Maß für viele DDR-Bürger voll. Der am 9. Juni seitens der Regierung verkündete „Neue Kurs“ sollte gegensteuern, kam jedoch zu spät. Viele Städte erlebten einen wahrhaft „heißen Juni“. Die Entwicklungen machten auch vor Plauen und dem Vogtland nicht Halt und wühlten auch hier die Menschen auf. Beiderseits der innerdeutschen Grenze waren die Ereignisse damals Gesprächsthema mit jeweils unterschiedlicher Perspektive und Erfahrung – so vor allem im grenznahen Raum, zu dem das Vogtland gehörte.

 

In den DDR-Betrieben in und um Plauen kam es zu spontanen Versammlungen, Diskussionsgruppen sowie Arbeitsniederlegungen. In Plauen hatten sich insbesondere Arbeiter der Großbetriebe VEB Plamag und Sächsische Zellwolle zu einem Großstreik für den 18. Juni verabredet. Nur durch gezielte und repressive Einschüchterungsmaßnahmen seitens der Staatssicherheit sowie durch Verhängung des Ausnahmezustandes durch die in Plauen stationierten sowjetischen Streitkräfte konnte der Ausbruch von Unruhen verhindert werden.

Obwohl sich die Ereignisse im Juni 1953 tief im Gedächtnis der Menschen verankert haben, wirkt die bis 1989 in der DDR vorherrschende, staatlich forcierte Tabuisierung noch nach. Zwar sind sie in den Grundzügen historisch aufgearbeitet, jedoch mangelt es bis heute an einer strukturierten Sammlung von Erfahrungen und Erinnerungen. Mit einem Zeitzeugenprojekt sollen diese Lücken nun nach Möglichkeit noch geschlossen werden.

 

Die Partnerstädte Plauen und Hof sowie der Vogtlandkreis und Landkreis Hof möchten alle Menschen, die Erinnerungen an den Juni 1953 haben und/oder verwahren, im Verbreitungsgebiet aufrufen, sich daran zu beteiligen. Auch Dokumente, Artefakte und Zeitzeugnisse sind von Interesse. Als Anlaufstellen dienen ab sofort die Stadtarchive Plauen und Hof (Stadtarchiv Plauen: Unterer Graben 1, 08523 Plauen, Tel. 03741-291 1444, E-Mail: Clemens.Uhlig(at)plauen.de, Stadtarchiv Hof: Unteres Tor 9 b, 95028 Hof, Tel. 09281-815 1620, E-Mail: archiv(at)stadt-hof.de). Zudem besteht die Möglichkeit, das Stadtarchiv Plauen nach vorheriger Terminvereinbarung für ein Zeitzeugengespräch aufzusuchen.

 

Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Veranstaltung am 17. Juni 2023, 14:30 Uhr im Malzhaus Plauen präsentiert.